Biografie von Christine Ermisch
Christine Angelika Ermisch, geborene Schulze, wurde am 12.12.1944 in Arnstadt (Thüringen) geboren. Ihr Vater Hermann Schulze war Kaufmann und arbeitete im Großhandel für Weißwaren und Nähereien der Schwiegereltern. Später war er Abteilungsleiter in einer Großhandelsgesellschaft für Haushaltswaren. Die Mutter Elsbeth Schulze, geborene Dieterich, war Leiterin eines Großhandels für Nähereien. Sie nähte Oberhemden für den sehr begehrten Exquisithandel in der DDR (Deutsche Demokratische Republik). Sie scheint eine sehr couragierte Frau gewesen zu sein, denn sie hatte als erste Frau in Arnstadt einen Führerschein und fuhr Auto. In den Bombennächten des zweiten Weltkriegs empfahl der Großvater seiner Tochter die kleine Christine bei Fliegeralarm doch nicht mit in den Luftschutzkeller zu nehmen, sondern in der wohligen Wärme des häuslichen Herdes im Körbchen stehen zu lassen. Die Mutter ließ sich aber auf solche Vorschläge nicht ein und nahm ihre Kinder immer mit den Luftschutzkeller. Dank dieser Umsicht entging Christine einem Volltreffer auf das elterliche Haus.
Elternhaus der Christine Ermisch in Arnstadt
Sie wuchs mit einem am 27.12.1939 geborenen Bruder Hans-Joachim auf. Christine Ermisch besuchte die Geschwister-Scholl-Schule in Arnstadt und absolvierte hier die 10. Klasse. Pfarrer Martin Nagel von der Evangelisch-Lutherischen (Altlutherischen) Gemeinde in Thüringen konfirmierte sie am 05.06.1960. Ihr Konfirmationsspruch lautete: "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln." (Psalm 23,1). Nach der Schule besuchte sie von 1962 - 1965 die Medizinische Fachschule in Erfurt und wurde Kinderkrankenschwester. Danach arbeitete sie von 1965 -1967 als Kinderkrankenschwester auf der Frühgeborenenstation des Kreiskrankenhauses Arnstadt. Am 28.05.1966 heiratete sie den Diplom-Ingenieur Hans-Martin Ermisch. Ihr Schwiegervater war Pfarrer und traute das junge Paar an der Johann-Sebastian-Bach-Kirche in Arnstadt. Der Trauspruch lautete: " Über alles ziehet an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit und der Friede Christi regiere in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen seid." (Kolosser 3,14-15a). In Arnstadt, der Kreisstadt des Ilm-Kreises, erzählt man sich bis heute die Legende des Grafen von Gleichen, der auf der Wachsenburg gelebt haben soll.
Johann-Sebastian-Bach-Kirche in Arnstadt
Die kleine Familie zog wegen eine Anstellung des Ehemannes 1967 nach Rathenow um. Christine Ermisch arbeitete ab 1967 als Kinderkrankenschwester auf der Kinderstation und auf der Wochenstation des Paracelsus-Krankenhauses in Rathenow. Am 23.02.1968 wurde dem Ehepaar die Tochter Anke und am 07.01.1972 der Sohn Veit geboren. Christine Ermisch wechselte zur Arbeitsmedizin und war zunächst von 1970 an vier Jahre als Fachschwester für Arbeitsmedizin bei der PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks) Duncker, danach 10 Jahre im Betonwerk Rathenow und 10 Jahre im Gesundheitswesen tätig. 1990 wurde Christine Ermisch als Beigeordnete für Gesundheit und Soziales der Stadt Rathenow gewählt. Seit 1994 war sie dann Leiterin des Sozialamtes der Stadt Rathenow und blieb in diesem Amt bis zum Erreichen des Rentenalters. Seit 1994 ist sie ehrenamtliche Richterin am Landessozialgericht in Potsdam. 2005 gründete sie unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Krankenhaushilfe einen Besuchsdienst im Krankenhaus und in Altenheimen (Grüne Damen und Herren), deren Einsatzleiterin sie ist. Sie liebt ihren Garten über alles und hat sich um ihr Haus ein kleines Paradies geschaffen, in dem sie nicht müde wird in ihrer Freizeit so viel wie möglich zu werkeln. Sie hat zwei Enkelkinder, die sie innig liebt. Sie ist, so oft es geht, mit ihnen zusammen und liest ihnen gern etwas vor. Christine Ermisch ist seit dem 15.09.1996 im Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e.V. Sie hat die Satzung mit erarbeitet und gehört zu den Gründungsmitgliedern. Sie war von 1996 - 2014 im Vorstand des Förderkreises und bekleidet das Amt der Schriftführerin. Sie engagierte sich auch für die Patienten in den Krankenhäusern Nauen und Rathenow und hat über den Verein "Grüne Damen und Herren" viele Menschen in ihrer Krankheit begleitet. Christine Ermisch hatte den Verein "Grüne Damen und Herren" 2005 nach Rathenow geholt und nun beendet 2018 mit ihren Mitarbeitern diese ehrenamtliche Arbeit. In der Märkischen Allgemeinen Zeitung (Westhavelländer) hatte die Journalistin Christin Schmidt am 4./5.11.2018 eine Würdigung der Arbeit veröffentlicht.
Die "Grünen Damen" von Rathenow
Die Grünen Damen beenden nach 14 Jahren ihren Dienst
Besuchsdienst im Rathenower Krankenhaus wird Ende des Jahres eingestellt
Von Christin Schmidt (aus der Märkischen Allgemeinen Zeitung (Westhavelländer) am 4./5.11.2018
Rathenow.
Sie haben unzählige Hände gehalten, Trost gespendet, seelischen Schmerz gelindert und so vielen Menschen den Aufenthalt im Krankenhaus erleichtert. Die Grünen Damen waren mit ihrem Besuchsdienst seit 2005 ein wichtiger Bestandteil des Rathenower Klinikums. Doch damit ist schon bald Schluss. Die Ehrenamtlerinnen beenden zum Ende dieses Jahres ihren Dienst.
„Wir können diese Aufgabe einfach nicht mehr mit dem nötigen Anspruch erfüllen. Einige mussten aus Altersgründen ausscheiden, andere sind selbst krank geworden oder pflegen inzwischen einen Angehörigen. Deshalb haben wir schweren Herzens beschlossen, Ende Dezember aufzuhören“, erklärt Christine Ermisch. Die frühere Leiterin des Sozialamtes der Stadt Rathenow hatte mit ihrem Eintritt in den Ruhestand die bundesweite Bewegung der Grünen Damen nach Rathenow geholt und die Gruppe über viele Jahre geleitet. Mit ihr haben in den letzten 14 Jahren insgesamt 13 Frauen und ein Mann den ehrenamtlichen Besuchsdienst aufrechterhalten.
„Das ist eine sehr erfüllende Aufgabe, die uns viel Spaß bereitet hat. Dabei ging es uns nie um Ehre, für uns stand immer die Nächstenliebe im Vordergrund“, betont Christine Ermisch. Etwa drei Stunden pro Woche haben sie und die anderen Grünen Damen bei den Patienten verbracht. Vor allem auf der Geriatrie, wo die Patienten oft mehrere Wochen liegen, haben die Ehrenamtlerinnen sich regelmäßig ans Krankenbett gesetzt und den Menschen Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt.
Mit Geschichten von traumatischen Erlebnissen, von Flucht, Vertreibung und Vergewaltigung hat sich so mancher Patient ihnen anvertraut. „Wir brachten die nötige Ruhe und Zeit mit und hörten ihnen einfach zu“, beschreibt Christine Ermisch die Arbeit der
Grünen Damen. Tausende Stunden verbrachte sie und ihre Mitstreiterinnen seit 2005 an unzähligen Krankenbetten. Zudem ließen sie sich regelmäßig weiterbilden, denn der Besuchsdienst ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die den Ehrenamtlern einiges abverlangt hat.
Im Gegenzug gab es auch jede Menge Anerkennung, sogar von der Bundeskanzlerin wurden sie ausgezeichnet. „Zudem haben wir viel Unterstützung erfahren. Insbesondere die Zusammenarbeit mit den Havelland Kliniken war hervorragend. Sie haben uns nicht nur die Räumlichkeiten für unsere monatlichen Treffen zur Verfügung gestellt. Wir haben auch gemeinsam eine Regionalkonferenz der Grünen Damen in Rathenow organisiert“, berichtet Christine Ermisch.
Um den Service auch künftig anbieten zu können, hatte sie mehrmals nach geeigneten Nachfolgern gesucht. Es fand sich aber niemand, der die Arbeit mit dem nötigen Anspruch übernehmen wollte. „Das ist ein großer Verlust für uns. Die Grünen Damen waren eine große Bereicherung und ein verlässlicher Partner für unser Haus“, betont Silke Monte von der Pressestelle der Havelland Kliniken.
Die Klinikleitung ist nun bemüht, bis zum Jahresbeginn einen adäquaten Ersatzdienst zu organisieren. Dabei könnte die Agentur für Bürgerschaftliches Engagement Havelland helfen, die einen ähnlichen Service in Seniorenpflegezentren organisiert. „Wir wollen unbedingt weiterhin einen solchen Service anbieten, weil es ein wichtiges Angebot für unsere Patienten ist. Erste Gespräche dazu haben wir bereits geführt und wir hoffen, dass es gelingt, einen nahtlosen Übergang zu schaffen“, sagt Silke Monte. Das wäre auch im Sinne von Christine Ermisch, denn sie weiß, was die Besuche den Patienten bedeuten
.Die Grünen Damen und Herren
Seit fast 50 Jahren besuchen bundesweit mehr als 9000 Ehrenamtliche kranke und hilfebedürftige Menschen in mehr als 600 Krankenhäusern und Altenhilfe-Einrichtungen. Sie haben sich zusammengeschlossen zur Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe – kurz "eKH".
Die Patienten erleben dank der Ehrenamtler im Klinik- oder Heimalltag eine wertvolle Abwechslung.
Die Grünen Damen und Herren können ihnen auch sehr persönliche Bedürfnisse erfüllen.
Mehr auf www.ekh-deutschland.de
Christine Ermisch hatte die Grünen Damen vor fast 14 Jahren nach Rathenow geholt.
Die Legende vom Grafen von Gleichen
© Copyright : Dr. Heinz-Walter Knackmuß (03.04.2009)